Mittwoch, 10. Juli 2013

33. Tag Doische - Vierves-sur-Viroin, 26 km

Mit toten Vögeln im Waschbecken lässt sich nicht gut schlafen.
Das ändert sich auch nicht, wenn das Waschbecken gar kein Wasser führt und man sich den Waschgang hätte sparen können. Und auch der Kuhstall 20 m neben dem Zeltplatz führt nicht zu einem gewissen Urlaubskomfort. 
Dafür hatten wir eine tolle Aussicht auf die kommende Etappe heute Morgen (am Kuhstall vorbeischauend...). 

Sind das heutige Pilgerpreise? Müssen es Pilger tatsächlich mühselig haben? Pilger werden doch nicht beäugt, weil sie ärmlich scheinen, sondern weil sie stinken, oder? 
Keine Ahnung, ich weiß nur, dass Kühe stinken. Aber vielleicht hat die belgische Regierung beschlossen, Kühe und Pilger neben einander zu lagern. (Das würde erklären, dass belgische Kampfjets seit Tagen über uns hinweg düsen! Sie begleiten uns und beschützen wen auch immer...)

Wichtig ist, sich einen Reim auf die Dinge zu machen!

Der Tag begann dennoch anders als der Blick in die Weite vorherreimte. Stephan hatte beschlossen, seinen Weg in eine andere Richtung fortzusetzen. Für ihn passe es nicht, die Via Mosana zu Ende zu gehen, und anschließend nach Paris zu fahren. Wie unpassend, fand ich in diesem Moment!
Für ihn stünde ein anderer Weg an. (Konjunktiv hier als Zeugnis, nicht als Zweifel!) Zunächst überrascht und konsterniert, verstand ich dann aber worum es ihm geht und was für ihn anstehen möge. So konnte ich ihn gut gehen und mich allein bleiben lassen. Mein Weg führt mich noch ein Stück weiter. Und seiner ihn auch.

Für mich war unser gemeinsames Stück das gesellig(st)e Teilstück; albern und ausgelassen erlebt, hat es mir gezeigt, dass der eigene Weg kein Grund ist, sich allein zu machen.

Wege entwickeln heisst Möglichkeiten zu erweitern. Das hat es für uns. 

Und nach unserem Abschied begann eine Etappe, die wohl die landschaftlich reizvollste der gesamten Reise war: denn...Ach ich habe schon so viel von Wald und Wäldern gesprochen...




Die Wallonnie ist atemberaubend schön, und man merkt es erst, wenn der eigene Weg mitten durch den Vorgarten eines Anwesens im Wald führt und dessen Besitzer wie selbstverständlich den Weg weist; ohne Worte, allein Blicke reichen aus.  Ich habe dabei noch altersgelassene Anerkennung fürs Laufen/Pilgern wahrgenommen, äh hinein interpretiert. Gut so. Bis Santiago sind es ja noch 2500 km! Jedenfalls störte es ihn überhaupt nicht, dass da einer aus dem (seinem?) Wald kommt, vor allem müffelt, kein Französisch spricht, und wieder in den Wald verschwindet. Toll.

 
Und dann war es an der Zeit, belgische Bolzplätze zu sehen - mit Flutlichtanlage ausgestattet ...


Und erstmals franz. Boden zu betreten. Alles war gleich viel größer gehalten...


... funktionierte dennoch nicht.

Untergekommen bin ich heute in einer Herberge, dessen Betreiber mir Pommes Frites zubereitete mit einem tollen Salat und Omelette. Und wir unterhielten uns köstlich. Dann zeigte er mir einen Weg auf der Karte, der aus den vorgesehenen 13 km einen 6 km Weg macht! Überlege noch, ob ich mich um 7 km wunderbare Landschaftserfahrung drücken und meinen Füßen gehorchen werde?

Wege entwickeln uns.

s

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