Samstag, 15. Juni 2013

8. Tag Gotha - Eisenach, 35 km

Nach erholsamer Nacht in Gotha ( Danke Mandy für die Unterkunft!), bin ich nun von Gotha die 35 km (doch nicht 25!) nach Eisenach gelaufen - in Badelatschen. Die anderen Wanderschuhe konnte ich nicht mehr anziehen, die sind mir einfach zu eng geworden.



Nach wenigen Kilometern Feldwegen und Forststrassen, alles ehemaliges und aktuelles Militärgebiet, bin ich dann zu den sagenumwobenen Hörselbergen gekommen. Dichter Wald, steile Anstiege, unglaublich viel Wind in den Wipfeln, ging es steht steil zur Spitze hoch. Dort schlug mir dann der Wind direkt um die Ohren, und ich bin schnell den Waldweg, der sich wie ein grüner Schlauch über den Grat zieht, entlanggestolpert.

 

Das hier ist ein großzügiges Wegstück...

Und dann nach zwei Stunden Einsamkeit im Wald kamen einfach mal ein Dutzend Motorardfahrer vorbei...auch nett.



Nun in Eisenach bleibe ich einen Tag und erhole mich von den Strapazen der Woche. Die hatte ich so nicht erwartet. 

Damit endet auch der ökumenische Pilgerweg in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen und ich biege ab auf den Elisabeth-Weg, der mich direkt nach Marburg und dann weiter nach Köln bringt.

Wege entwickeln in Badelatschen.

s

Freitag, 14. Juni 2013

7. Tag Erfurt - Gotha, 28 km

Heute Morgen 8:00 Uhr mit dem frischgebackenen Brot von meiner Cousine (Danke, Nadja!) bin ich aufgebrochen und habe mir den Dom angeschaut. Staunen!

Und dann rief auch schon Gotha; ist es ein Zufall, dass die Städte jeweils einen Tagesmarsch auseinander liegen: Weimar-Erfurt-Gotha-Eisenach?

Bei bestem Wetter zum Wandern -gestern Nacht schüttete es 8 Liter/Quadratmeter - bin ich dann auf der Strecke gewesen. Riesige Felder, Bauernhöfe und am Horizont der Thüringer Wald.


Der Regen der Nacht führte dazu, dass mir die Erde am Schuh klebte.


Dennoch kam ich ganz gut voran. Die Füße schmerzten nicht wie Gestern und die Tage zuvor, die Blasen machten sich nicht bemerkbar und dennoch drängte sich der Gedanke auf, dass die Schuhe schlicht zu eng sind. 
Einfach kein Platz für Bewegung, zum Atmen, zum sich wohl fühlen, jedenfalls auf der langen Geraden.


Dann wird der Name "Redburn", den die Mammutschuhe haben, doch zum Programm. 
Wer behauptet eigentlich, dass Werbung lügt. Meiner Erfahrung nach, ist Werbung viel ehrlicher, als mir lieb ist.

Jedenfalls das Hemd von Mammut, das ich mir für diese Reise extra gekauft habe, kühlt so wunderbar in der Sonne, dass ich glaube, hier gibt es einen Zusammenhang zwischen den Schuhen und dem Hemd. 


Jedenfalls bin ich in Gotha offenbar an der Quelle der Linderung. 



Wer wollte wissen, was Compeed ist? Gotha Plast aus dem Westen! 

Und: ich habe heute die ersten Pilger auf der Strecke gesehen. Ein tolles Gefühl. Vier insgesamt, heute aufgebrochen, bis Eisenach dabei! Ein Anfang. Ach was, vier!

Wege ent-wickeln Verwirrung.

s

Donnerstag, 13. Juni 2013

6. Tag Stedten - Erfurt, 27 km

Heute Morgen frisch und gestärkt aus Stedten losmarschiert - in die falsche Richtung! 

Und es sollte nicht das letzte Mal am heutigen Tag bleiben. 

Über die Ettersburg habe ich mich dann doch langsam und ehrfürchtig Buchenwald genähert. 



Durch einen wunderbaren, dichten Laubwald bin ich praktisch zeitenverkehrt in den eigentlichen Lagerkomplex gekommen: durch die Massengräber des kommunistischen Lagers, das nach 1945 das KZ der Nazis hier abgelöst hat. 

Die Stahlstelen zeugen von den Gräbern nach Kriegsende. Der Wald ist voll von Absenkungen, die der Verwesungsprozess hinterlassen hat.


Und dann mitten im Konzentrationslager Buchenwald, das ab 1937 hier Schreckliches ermöglichte und selbst war.



Der Rest des Tages war eine konsequente Aneinanderreihung der Frage: Wo ist der Weg? Wo geht es weiter. Mehrmals verirrte ich mich. Und war doch irgendwie richtig (unterwegs).


Mitten im Feld war Begehbares zu Ende... 


... also weiter durch das Getreide, ein Reh aufschreckend und einen einen Fuchs. Keiner der beiden wartete, bis ich die Kamera aktiviert hatte...wie die Hasen zuvor auch.

Jedoch vor Weimar begegnete ich dann noch Menschen, die Wanderer und Pilger des öfteren benötigen, die wissen, was zählt und was auf dem Weg passiert, wer noch unterwegs ist, wie das Wetter wird, wie weit es heute und auch Morgen noch ist, das Wasser wichtig ist und das ein Kaffee gut tut. 

Blumengärtnerei Schröter in Kerspleben kurz vor Erfurt ist ein Besuch wert, auch wenn man keine überflüssigen Ausrüstungsgegenstände per Post nach Hause schicken will ( was hier aber auch gehen würde ;-) Vielen Dank dafür!)


Aufs Ganze besehen bin ich jetzt mitten drin, auch wenn der Großteil freilich vor mir liegt. 

Aktuell sorgt mich meine rechte Ferse, die heute schlimmer wurde, statt sich zu bessern. Trübt die Aussichten, rechtzeitig zu Fuß anzukommen. 

Dafür gehe ich gleich mit meiner Cousine essen. Sie kommt aus Weimar eben mal schnell hergefahren ;-)

Wege entwickeln zur rechten Zeit.

s

Mittwoch, 12. Juni 2013

5. Tag Eckartsberga - Stedten, 28 km

Nach dem gestrigen Tag war ich überrascht, wie gut beieinander ich heute Morgen war. 

So konnte ich die epischen Felder der thüringischen Provinz genießen: Ich war guter Dinge. Das Wetter war toll und ein Frühstück beim Supermarkt schickte mich auf den Weg. 



Der Verlauf der Pilgerwege ist großartig; abseits der Bundes- und Landstraßen werde ich zwischen den Wäldern und Feldern auf ehrwürdigen Wegen zu den Dörfern geführt. Dort treffe ich meist auf ältere Personen und riesige Traktoren und Mähmaschinen. Wunderschön zu sehen - und abzuschreiten, aber "das Leben" scheint anderswo zu sein. Hier ist es ruhig oder traktorenlaut.



Diese Schafherde wurde mir heute auch in den Weg gestellt. Sowie ein furchtbar lauter Schwarzer Hund, ein Vieh von Bestie - selbstverständlich!  Doch nach kurzer Bedenkzeit in sicherem Abstand, entschloss ich mich, diesen Weg gleichwohl zu gehen. Ich herrschte ihn an ... und er zog den Schwanz ein und verkroch sich, woher er kam! Stolz wie Oskar ging ich weiter; Nichts mehr fürchtend holte ich mir gleich anschliessend einen Stromwisch am Herdenzaun.Geschenkt. ( Ein Foto der Bestie habe ich nur auf der großen Kamera ;-)...ehrlich.)

Gut, Morgen wird es etwas ernster, da ich mich entschlossen habe, nicht nach Weimar, sondern über den Ettersberg (Buchenwald) zu gehen. 

Geschichte des 20. Jahrhunderts, beide deutschen Totalitärstaaten sind hier verhängnisvoll vereinigt und überdeutlich sichtbar. Vor nahezu 16 Jahren habe ich als Sozialarbeiter hier ein Geschichtsseminar für jugendliche Leipziger gegeben. Ein Grund für mich, später Geschichte zu studieren...Bin gespannt, wie es aktuell ausschaut. 

Und dann endlich nach Erfurt. Eine Stadt!


Hier die Bettlektüre der Kirche in Stedten, meinem heutigen Nachtlager. 


Wege entwickeln Zuversicht.

s



Dienstag, 11. Juni 2013

4. Tag Naumburg - Eckartsberga, 21 km

Heute bin ich auf die ausgewiesenen Jakobswege gekommen, aktuell der Ökumenische Pilgerweg von Görlitz bis Vacha. Ich werde ihm bis Eisenach folgen und dann nach Marburg abbiegen. Hoffe ich jedenfalls. 

Zudem bin ich seit heute ohne meine Freundin unterwegs. Sie musste zurück nach Leipzig. Job- und andere Verpflichtungen.

Aktuell fühle ich mich tatsächlich so, wie Pilger beschrieben werden: auf der Suche nach Erlösung...von diesen Wadenkrämpfen und heißen Fußsohlen. Noch keine Ahnung, weshalb, aber ein paar Ideen kamen schon auf: Mehr trinken (Danke, Tobias!), zwei Paar Socken, präventiv Blasenpflaster, andere Schuhe, weniger Laufen ;-) oder auch einfach mal drum bitten/beten.



Nun, aufgeheitert hat mich heute noch folgendes:


Die BVB-Fahnen der letzten Tage, die auch existierten, brachten mich auch zum Schmunzeln. Doch das hier ist doch eine andere Kategorie.

Ok, soweit für heute. Mal schauen, ob ich Morgen bis nach Weimar komme. Das hängt noch von Übernachtungsmöglichkeiten ab, die bisher fehlen. (Zelt, Kocher etc. habe ich nach Köln vorgeschickt, wo ich mit einem Freund gemeinsam weiterlaufen werde. Das fiel mehr sehr schwer...aber leichter, als es ohne Verwendungsmöglichkeiten zu tragen.)

Wege entwickeln Schmerzen.

s.

Montag, 10. Juni 2013

3. Tag Dehlitz - Naumburg, 27 km

Heute war es heftig. Zunächst der Regen am Morgen, von dem die Leute auch über den Tag noch geredet haben. Auch mein Zelt streikte...


...und unser Kaffeeweiser flockte aus! Und ich war am Ausflippen, wenn's auch tatsächlich ein mürrisches und grüblerisches Schweigen war. Der Morgen war bereits gelaufen; wir mussten nur noch hinterher. Dass auch ich gutgelaunt auf den Weg kam, verdanke ich meiner Freundin und ihrem Humor.

Im "Imbiss Liebe" in Weißenfels konnten wir uns dann nach dem Regen und der Landstraße erstmal stärken. 


Und dann kam die Sonne; Zeit, den Schlafsack zum Trocknen rauszuholen.



Vor Naumburg, in Schönburg war unser Weg wieder versperrt. Das Hochwasser ist noch hier und fließt nicht ab. Die kleinen Bäume zeigen den Flussverlauf der Saale, wie er großteils ist, das Wasser, wie er momentan sein möchte. 


Zum Abschluss des langen Tages sind wir dann zum Italiener, da es unser letzter gemeinsamer Abend bis Paris ist. Am Morgen laufe ich bis zum Juli allein. Dann kommt ein Freund aus Berlin dazu. (Gruss an Stephan! Ich drück die Daumen für Deine Premieren.)

Und plötzlich zeigt Sie sich über mir am Tisch: ML. Auch Sie wartet bereits in Paris auf mich ;-)

Wege entwickeln Möglichkeiten.

s

Sonntag, 9. Juni 2013

2. Tag Lützen - Dehlitz, 17 km

Morgens Regen. Aber warm und späterhin kurz Sonne. Damit kam das Zelt relativ trocken in den Rucksack. Die Nacht war ruhig und wir schliefen gut und fest. Dann ging es weiter, zunächst bei Sonnenschein und dann bei Regen. Kurzer Abstecher am Grab von Nietzsche in Röcken. Dann aber weiter durch den Regen. Autobahnkreuz Rippach und dann schwer überflutetes Dehlitz.

Wir bleiben heute hier. Gleich beginnt es wieder zu regnen. Ein kleiner feiner Campingplatz bietet uns heute Unterkunft, Duschen, Fassbier und viel zu Essen.